Die Herbstzeitlosen (Restaurierte Fassung)
Bettina Oberli, Schweiz, 2006o
Die 80-jährige Martha lebt in einem kleinen Emmentaler Dorf und möchte seit dem Tod ihres Mannes am liebsten selber sterben. Ihre Freundinnen muntern sie auf und helfen ihr dabei, den Traum ihrer Jugendjahre zu verwirklichen: eine Dessous-Boutique. Doch das frivole Unterfangen stösst im konservativen Dorf auf Widerstand.
Die zweite Regiearbeit der Schweizer Regisseurin Bettina Oberli war anfänglich ein einfacher Fernsehfilm mit bewährten TV- und Bühnengrössen wie Stephanie Glaser, damals schon 86 und noch nie in einer Kinohauptrolle. Doch der Produzent und die Schweizer Niederlassung des Disney-Konzerns erkannten nach der Fertigstellung das Publikumspotenzial der Komödie, brachten sie zur gefeierten Weltpremiere auf die Piazza Grande von Locarno und zum Massenstart in den Deutschschweizer Kinos. Mit 597'000 Eintritten wurde sie zum grössten einheimischen Kassenschlager seit der ewigen Nummer eins Die Schweizermacher. Die bescheidenen Produktionsumstände allerdings sah man dem mehr schlecht als recht digitalisierten Film bis heute an: flackerndes grobes Korn, unscharfe Konturen, unschöne Farben – fast glaubte man sich ins Zeitalter der VHS-Kassetten versetzt. Nun lanciert die verdienstvolle Digital-Edition filmo die restaurierte Fassung, und so macht die Geschichte der alten Dame, die sich in einem Emmentaler Dorf mit Hilfe dreier Freundinnen den Traum von einem Lingerie-Geschäft erfüllt und damit eine kleine Revolution auslöst, doppelt Spass. Denn, muss man es noch sagen? Die Herbstzeitlosen wurde zwar als harmlose Unterhaltung für den Sonntagabend konzipiert. Doch alle Beteiligten legten sich bei der Produktion so beherzt ins Zeug und schmückten die Handlung so liebevoll mit Details aus, dass man sich das bis heute gern gefallen lässt. Über die Hintergründe des Films gibt übrigens ein filmo-Featurette ebenso liebevoll Auskunft.
Andreas Furler