The Man Who Wasn't There
Joel Coen, GB, USA, 2001o
Der schweigsame und kettenrauchende Friseur Ed Crane ist ein Mann ohne Bedürfnisse, wie es scheint, und trotzdem einigermassen zufrieden, obwohl er vermutet, dass seine Frau Doris mit ihrem Chef, dem Kaufhausbesitzer Big Dave ein Verhältnis hat. Unschlüssig, ob er sich ändern soll, bietet ihm ein Vertreter die stille Partnerschaft in einem Geschäft für Trockenreinigungen an. Crane beschafft sich das Geld, indem er Big Dave erpresst und steigt ein. Doch damit setzt er eine Lawine von Ereignissen in Gang, die er nicht mehr beeinflussen kann.
Stoisch fristet Ed Crane (Billy Bob Thornton) ein überschaubares Leben als Coiffeur. Allfällige Regungen sind höchstens seinem lakonischen Voiceover über sein Dasein zu entnehmen. Seine Frau (Frances McDormand) hat wahrscheinlich eine Affäre mit ihrem Chef, doch selbst das bringt Crane nicht aus der Fassung. Dann tritt ein schmieriger Geschäftsmann auf den Plan, der ihn überredet, gemeinsam eine chemische Reinigung zu eröffnen, für die Crane lediglich 10'000 Dollar auftreiben müsse. Der Friseur will sein Leben endlich in die Hand nehmen – mit sorgfältiger Gründlichkeit gehen selbstredend alle Pläne schief, und es hagelt kuriose Schicksalsschläge. Selbst die engelshafte, damals sechzehnjährige Scarlett Johansson in einer Nebenrolle, die Cranes letzter Lichtblick zu sein scheint, ist keiner. In makellos komponierten Schwarzweiss-Bildern entfalten die Coen Brothers ein spöttisches Noir-Panorama, das ihre typische Mischung aus fatalistischem Humor, existenzieller Schwere und unterschwelliger Absurdität auf eine fast schon asketische Form reduziert. Die trügerische Ruhe des Alltags wird nach der bewährten Methode des Autorengespanns aus den Fugen gehoben: cool, ziemlich boshaft und äusserst amüsant.
Till BrockmannGalerieo
