Les femmes au balcon
Noémie Merlant, Frankreich, 2024o
As a heat wave brings a Marseille neighbourhood to the boil, three roommates gleefully meddle in the lives of their neighbours from their balcony. Until a late night drink turns into a bloody affair.
Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere (Tár, Les âmes sœurs, Emmanuelle), hat die französische Schauspielerin Noémie Merlant ihren zweiten persönlichen Film als Regisseurin realisiert. Er entstand in Zusammenarbeit mit Céline Sciamma, die sie in Portrait de la jeune fille en feu in Szene gesetzt hatte. Les Femmes au balcon ist eine feministische Komödie, die alle Tabus mit recht verblüffender Kühnheit wegfegt. In Marseille verfolgen wir die Abenteuer dreier befreundeter WG-Bewohnerinnen, die sich eines Abends in die Wohnung des schönen Fotografen einladen, der auf der anderen Seite des Platzes wohnt und das Objekt ihrer Fantasien ist. Doch nichts kommt, wie sie es sich erhofft hatten, am Ende stehen sie mit einer Leiche da, die sie unauffällig zu entsorgen versuchen. Die Ausgangssituation erinnert an Alfred Hitchcocks Rear Window, die Fortsetzung eher an die wilderen Komödien von Pedro Almodóvar. Die Mischung ist nicht immer die glücklichste, der schlechte Geschmack wird stolz zur Schau gestellt und die Moral der Angelegenheit bleibt fragwürdig: Schliesslich geht es darum, mssbräulichen Männern mit Selbstjustiz bei- und damti davonzukommen, dies jedoch mit ansteckenden Energie, Fantasie und Lust, mit überholten Vorstellungen aufzuräumen. Bleibt die Frage, wie weit man mit der Verteidigung einer gerechten Sache gehen kann, ohne das Gegenteil zu bewirken.
Norbert Creutz