Dangerous Animals
Sean Byrne, Australien, USA, Kanada, GB, 2025o
ie australische Surferin Zephyr wird von einem Psychopathen entführt, der Leute auf sein Boot lockt oder zwingt, um sie an Haie zu verfüttern. Doch in Zephyr stösst der Serienmörder auf eine Widersacherin, die so clever wie entschlossen ist, nicht zu seinem Opfer zu werden.
Vor fünfzig Jahren filmte Steven Spielberg ein rostiges Meeresraubtier und versetzte Kinosäle auf der ganzen Welt in Angst und Schrecken. Seit Jaws sind Haie im Kino zu Hause. Einige Regisseure haben versucht, sie dem Publikum wie Zauberkünstler auf Jahrmärkten vorzuführen. Aber sie hatten Spielbergs Lektion nicht verstanden: Je weniger man sie sieht, desto mehr Angst hat man vor ihnen. Die gute Nachricht bei Dangerous Animals: Sie sind fast unsichtbar. Besser noch, der Film erneuert auf erfrischende Weise ein Subgenre, das in seiner Darstellung von Geschlechterrollen und -identitäten oft konservativ ist – es sind immer diejenigen, die von den sozialen Normen abweichen, die gefressen werden, während der Alpha-Mann am Ende unweigerlich die Ordnung wiederherstellt. Nichts davon findet sich in dieser australischen Produktion, die, ohne ein feministisches Pamphlet zu sein, derlei uralte Muster auf den neuesten Stand bringt. In Australien treibt ein Verrückter vor der Küste sein Unwesen: Er verspricht Touristen, mit Haien schwimmen zu können, schüttelt an Bord seines Bootes dann aber seine männlichen Kunden ab und sperrt die Frauen im Laderaum ein, bevor er sie den Haien zum Frass vorwirft. Mit einer Kamera bewaffnet, filmt der Kapitän die Festmähler und scheint dabei ein gewisses Vergnügen zu empfinden. Die Dinge werden für ihn kompliziert, als er eine amerikanische Surferin mit starkem Charakter entführt, die alles tun wird, um ihr Leben zu retten. Sie kann auf die unerwartete Hilfe eines jungen Immobilienmaklers mit weichen Herzen zählen, den sie am Tag vor ihrer Entführung kennengelernt hat. Man ahnt natürlich, dass ihm die Rolle des Retters nicht zufallen wird, aber seine Hilfe wird dennoch nützlich sein. In dieser willkommenen Nachsommerunterhaltung sind weniger die Haie als der gestörte Mann das Raubtier. Die Surferin betrachtet ihn auch eher mit Verachtung als mit Angst: bloss ein armer Typ.
Clément Desbaillet
