The Substance
Coralie Fargeat, Frankreich, GB, 2024o
Die einstige Starschauspielerin Elisabeth ist in ihren 50ern und moderiert eine Fitness-Show, als ihr Chef sie mit einer jüngeren Frau ersetzen will. Doch es gibt eine Lösung: eine Flüssigkeit, die verspricht, eine jugendlichere Doppelgängerin zu erschaffen. Die einzige Bedingung ist, die verfügbare Lebenszeit mit seinem zweiten Selbst wochenweise zu teilen. Solange diese Regel respektiert wird, sollte nichts schiefgehen. Doch es kommt anders.
Weil sie dem Schönheits- und Jugendideal Hollywoods nicht mehr entsprechen kann, spritzt sich eine Schauspielerin eine dubiose Flüssigkeit, die zunächst eine jüngere Variante von ihr und schliesslich das Gegenteil des Gewünschten hervorbringt. The Substance mag kein besonders komplexe Botschaft haben, aber die Vehemenz, mit der er sie vermittelt, übertrifft so ziemlich alles, was man von Filmen im regulären Kinoprogramm kennt. Anders gesagt: Was bei anderen Filmen der Subtext ist, wird hier mit allen erdenklichen Mitteln aus den verschiedenen Körpern und deren Oberflächen herausoperiert – und zwar von einem Chirurgen, der sein Handwerk beim Schlachter abgeschaut hat. Wenn das Patriarchat den alternden Frauenkörper nach wie vor als etwas Monströses begreift, wird das hier für einmal wörtlich genommen, auf dass man das Ganze noch einmal überdenke. Liess sich Coralie Fargeats früherer Film Revenge (2017) als eine blutige Rache am männlichen Blick verstehen, scheint der aktuelle fast buchstäblich auszukotzen, was dieser Blick anrichtet. Die Mühe, die er sich mit seinem Sci-Fi-Konzept irgendwo zwischen Oscar Wilde und David Cronenberg gibt, lässt sich denn – bei allem Spass – vernachlässigen. Was bleibt, sind die Körper zweier unerschrockener Schauspielerinnen (Demi Moore und Margaret Qualley), die sich dieser brachialen feministisch-satirischen Groteske gänzlich hingeben. Schön ist anders – aber darum geht es wirklich nicht.
Dominic Schmid